Bauverband M-V macht sich gegen Schwarzarbeit stark Dr. Jansen: „Gute Löhne sind nur in einem fairen Wettbewerb möglich“

19.03.2025

(Schwerin, 19.03.2025) In Deutschland arbeiteten im Jahr 2024 mindestens 3,3 Millionen Menschen schwarz, ergab jüngst eine Ermittlung des Instituts der Deutschen Wirtschaft. Derselben Betriebsbefragung zur Folge, kostet Schwarzarbeit Unternehmen durchschnittlich fünf Prozent ihres Umsatzes. Dies entspricht einem Umsatz von rund 300 Mrd. Euro pro Jahr, der den Unternehmen und auch den Sozialkassen verloren geht.

Der Bauverband hat diese Zahlen und Anfragen aus seiner Mitgliedschaft zum Anlass genommen und Vertreter aller Landratsämter und der beiden kreisfreien Städte sowie des Hauptzollamts Stralsund eingeladen. Ebenfalls vertreten waren die Sozialkassen der Bauwirtschaft – kurz SOKA Bau.

„Aus unserer Mitgliedschaft haben wir vermehrt Hinweise erhalten, dass insbesondere im Glasfaserausbau Angebote von völlig unbekannten Firmen eingehen, die die Preise deutlich unterbieten. Unsere Firmen tragen mit ihren Beiträgen die Sozialkassen der Bauwirtschaft, aus denen insbesondere die Ausbildung, der Urlaub und auch eine anteilmäßige Baurente gezahlt werden. Wer im Bauhauptgewerbe tätig ist, ist SOKA-pflichtig. Wer hier nicht oder nicht richtig einzahlt, hat einen Wettbewerbsvorteil, lässt aber auch ‚schwarz‘ arbeiten“, erläutert der Hauptgeschäftsführer des Bauverbandes Mecklenburg-Vorpommern e. V. Dr. Jörn-Christoph Jansen.

„Im Glasfaserausbau ist Schwarzarbeit besonders einfach. Im Rahmen der ‚Gigabitstrategie‘ investiert der Bund bis zum Jahr 2030 in den flächendeckenden Ausbau der Glasfasertechnologie in Deutschland. Daher boomt der Markt, es gibt viele Aufträge und Baustellen in diesem Bereich. Die Besonderheit im Glasfaserbau ist, dass die Baumaßnahmen meist binnen weniger Tage abgeschlossen werden und die Arbeitskolonnen deshalb sehr mobil sind. Die Arbeitnehmer führen oft nur einfache Tätigkeiten aus, für die keine besonderen Qualifikationen nötig sind. Die Maschinen können ohne Weiteres gemietet werden, sodass die Unternehmen kein großes Kapital einsetzen müssen. Aufgrund der großen Nachfrage nach Glasfaser kommen viele neue Betriebe auf den Markt. Oft bleiben sie nur kurz und gründen sich bei Bedarf unter anderem Namen schnell wieder neu. Dabei kommt es häufig zu unübersichtlichen Nachunternehmerketten, die für den Zoll nicht mehr nachprüfbar sind“, umreißt Hauptgeschäftsführer Dr. Jansen die Problematik.

„Wir haben deshalb Vertreter aller Landkreise und kreisfreien Städte an den Tisch gebracht, um mit SOKA Bau und dem Hauptzollamt Lösungen zu diskutieren, die es auch gibt. Zum Beispiel kann man in den Auftragsvergaben die Nachunternehmerketten auf eine Ebene begrenzen oder sich alle Nachunternehmer mit Mitarbeiterliste vorlegen lassen. Auch eine Auskunft von SOKA Bau über etwaige Zahlungen oder die Mitarbeiterstruktur ist unter Vollmacht möglich. Sogar eine Bürgenhaftung des Hauptauftragnehmers wäre denkbar. Letztlich muss aber auch das Vergaberecht an dieser Stelle seinen Beitrag leisten und geändert werden. Dass der Preis das wesentliche Entscheidungskriterium ist, motiviert zu irregulärem Wettbewerb. Hier plädieren wir schon lange für Änderungen. Gute Löhne sind nur in einem fairen Wettbewerb möglich“, so Dr. Jörn-Christoph Jansen abschließend.

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